.....fuer alle notorischen Schuerzenjaeger und Workoholics:

"Wenn du mehrere Hasen gleichzeitig jagst, faengst du keinen."
(In: Dostojewski, Verbrechen und Strafe)

Statt einer Abhandlung ueber die Probleme des russischen Bankensektors (keine sorge, kommt schon noch :-)), hier etwas , das zu lesen sich lohnt!

Eine Freundin von mir, Alice Schmidt, erstellt derzeit das Internet Portal der UNESCO in Bangkok. Empfehlenswert (aber achtung, der Text ist von ihr, fuer die Technik uebernimmt sie keine Verantwortung. Waer das nicht was fuer uniforce oder knallgrau ;-)?

Bertrand Russels “Lob des Muessiggangs”, eine Auswahl seiner Essays. Interessant, was er ueber Sozialismus, Kommunismus und Faschismus schreibt, allerdings sind sie zum Teil vor dem Hintergrund seiner Zeit zu verstehen. Interessant seine Beitraege zur "abendlaendischen Zivilisation" und zur Bedeutung der Arbeit in der westlichen Gesellschaft. Zeitlos sind zweifelsohne die Essayz "ueber den Muessiggang" als Ursprung der Kreativitat und "ueber den Stoizismus": es sei wichtig, Geschehnisse, die wir nicht aendern koennen, mit Wuerde und Gelassenheit ertragen …..

Wochenende: Weggehen in Moskau: Karma Club – die Moskauer Version der Buddha Bar in Paris. Also das Nachtleben kann in Moskau schon einiges. Einfach seeeehr dekadent. Es ist nicht allein die Bar: roter Samt, orientalische Sitzecken, Polsterlager, Wasserpfeifen, rot-goldenes Licht – und Frauen, Frauen, Frauen…..mindestens ¾ des Publikums. Total angenehm. Es ist die Stimmung: Berauschend irgendwie. Voellig unbeschwert gefuehlt. MAENNER interessieren einen dort sicher nicht – was einer, nun sagen wir, “aufgeheizten” Atmosphaere nicht unbedingt im Wege steht…….;-) die Alphawoelfin hat uebrigens recht, was die Maenner betrifft: es gibt tatsaechlich schoene Russen und die koennten dann wirklich gleich Maennermodels sein….ein Land der Gegensaetze fuerwahr. So gesehen am Sonntag auf einer Tour mit der Elektritscheskaja (die russische Michung aus Strassenbahn und Zug: Bummelzug) in einen Vorort Moskaus. Moskauer mit Sack und Pack (und immer seltener mit Kind und Kegel) auf dem Weg auf die Datscha – DAS Freizeitvergnuegen der Moskauer schlechthin. Ein Mischung aus Schrebergartenidylle und Sommerfrische, sommerlicher Abenteuerspielplatz fuer Moskaus Grossstadtkinder, Pensionistenheim und Mikrolandwirtschaft, die die Moskauer durch den Winter bringt. Nicht zu vergessen: einer der zentralen Schauplaetze in der russischen Literatur und im russischen Film. Auf jeden Fall einen Lokalaugenschein, zum Beispiel in Peredelkino, Rueckzugsort von Boris Pasternak (Betonung auf der letzten Silbe!). Stichwort: Doktor Schiwago.

Olga, 22, Studentin der Politikwissenschaften ueber die Unterschiede zwischen russischen und europaeischen Maennern und den zwischen Moskau und dem restlichen Russland:

"Zugegeben die russischen Maenner schauen nicht besonders gut aus und die russischen Frauen sind im Vergleich dazu unglaublich schoen" (Anm.: Auch hier in Russland gibt es uebrigens das Tante Jolesch Sprichwort, dass alles, was ein mann schoener ist als ein aff, ein luxus ist – nur hier stimmts ja wirklich!).

Allerdings glaubt Olga nicht, dass die russischen Maenner mehr Alkohol trinken als die Maenner in Europa (sie war mit einem Englaender zusammen und muss es wissen…).

"Moskau ist nicht Russland", meint sie und erzaehlt, dass viele Menschen, die ausserhalb Moskaus (oder der naeheren Umgebung) lebten, weder warmes Wasser haetten (ich allerdings auch nicht!), noch elektrischen Strom und im Winter in kalten Hausern frieren wuerden…..

Zum ersten mal seit mehr als einer Woche wieder eine oesterreichische Zeitung gelesen – Standard online: und lauter Hiobsbotschaften! 1999 waren wir noch 6 Milliarden Menschen auf der Erde – 2015 werden wir bereits 7 Milliarden sein! Der WWF warnt (zum wievielten Mal schon), dass die Ressourcen der Erde die Menschheit nicht mehr tragen werden, was an und fuer sich ja keine Neuigkeit waere, nur das Ausmass der nahenden Katastrophe und die Geschwindigkeit mit der sie sich zu naehern scheint, ist so aufruettelnd….oder ist es unsere Gleichgueltigkeit, unsere Weigerung, endlich irgendwelche Schritte gegen das scheinbar Unausweichliche zu tun, die mich so fertig machen?

Wenn man darueber nachdenkt, so scheint jede Arbeit, die nicht zur Erhaltung dieser Erde dient, absolut sinnlos……doch wo beginnen, wo ansetzen, um die komplexen Probleme unserer Welt zu loesen? Es gibt in dieser Zeit keine einfachen Antworten mehr (falls es sie ueberhaupt je gab), es gibt keine richtigen Loesungen, alles scheint relativ, alles kann so oder so geloest werden, hat diese Vorteile, diese Nachteile, diese Kosten und diese Ergebnisse (wie es ein weiser Bosnier seiner verzweifelten Tochter erklaerte: “Natuerlich gibt es keine richtige Meinung, alles kann man so oder so sehen. Trotz allem muss man sich entscheiden und Position beziehen. Nur so kann man etwas bewegen. Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass es auch anders sein koennte….”)

….ich verlange nicht nach fertigen Loesungen, ich bin bereit mir selbst was zu euberlegen, ich verlange nur nach Zeit und Raum dafuer, Zeit zum Nachdenken, zum Lernen und Handeln….aber auch das ist – wie alles im Leben – eine Frage der Prioritaetensetzung…..