Warum ich wenig schreibe: Ich versuche mein Weblog kurz zu halten. Die meisten Surfer nehmen sich keine Zeit um lange oder genau zu lesen. Der erste Blick entscheidet, ob weitergelesen wird. Ich moechte ueber Russland erzaehlen – ohne Sensationen. In der Zeitung stehen fast immer nur Negativ-Schlagzeilen. Only bad news are good news.

Wie es mir GEHT (interessanter Zusammenhang zwischen Tempo und Gefuehlen, via SMI)? Ich weiss es nicht. Manchmal sollte man nicht zuviel darueber nachdenken…..nur eines: was macht das Leben kostbar? Dass wir nicht endlos Zeit haben. Dass wir nicht alle Moeglichkeiten haben. Dass jeder Augenblick unwiederbringlich ist. Das wir wahrscheinlich nur ein einziges Leben haben. Was das Leben mitunter schwer macht, weil wir nicht wissen, wie wir das, was wir fuehlen, aushalten sollen. Weil wir den Gedanken an die Endlichkeit hassen und lieben – weil er aus uns Menschen macht. Waere dem nicht so, waeren wir alle schon laengst gleichgueltige Zyniker. Man kann erst sagen, wie kostbar ein lauer Juli-Abend mit Freunden im Volksgartencafe ist - der Blick vom Berggipfel ueber die Sommerlandschaft, das Zirpen der Grillen in der lauen Nacht, Wasser, das einem um die Beine spielt oder die Hand, die einem zart ueber den blossen Ruecken streicht - wenn man es nicht mehr hat….und weiss, dass man nie sicher sein kann, es in Zukunft wieder zu haben. In diesen Momenten weiss man, was das Leben kostbar macht. Leider sind wir sehr vergesslich. Oder Gott sei Dank. McKinsey und JP Morgan wuerden ansonsten auch keinen Nachwuchs finden…..

So viel zu meinen Gefuehlen und uebers Leben, SMI.....(und ich frage mich noch immer: wer ist Romy?)

Interessanter Beitrag von Roell und guter Kommentar dazu von SMI.
Ich glaube allerdings, dass das Problem nicht so sehr in der fehlenden Existenz von Traumen liegt, sondern viel mehr in der fehlenden Bereitschaft, diese Traume auch zu realisieren. Mensche lieben einfach das "Wenn ich"-Spielchen.

Zitat des Tages:
"Ich weigere mich nur, daß wir allem, was einmal geschehen ist - weil es geschehen ist, weil es Geschichte geworden ist und somit unwiderruflich -, einen Sinn unterstellen, der ihm nicht zukommt." via Ho

"ich habe eines festgestellt im bekanntenkreis: man findet den partner mit 20/21, oder allerspätestens mit 28/29 (davon kenn ich nur 2 fälle). ja, und nachher eigentlich nimmer (den partner fürs leben). das rechtfertigt natürlich in keinem fall eine verallgemeinerung. " interessante theorie von der woelfin
woelfin - ich allerdings gebe den nachdreissiger-paaren die groessten chancen, was den partner fuers leben betrifft......

Um Moskau steht der Wald in Flammen, sogar der Torf unter der Erde hat sich entzuendet und der Himmel der Stadt ist grau, voller Rauchschwaden, man geht durch einen gelblichen Nebel. Es riecht wie in Indien, wenn am Abend abertausende Menschen in den Slums gleichzeitig Abendessen kochen – auf offenem Feuer. Erinnerungen an Indien….sie passen nicht hierher. In Indien gehoert dieser Geruch dazu (Nostalgie kommt auf). Hier nervt er. Man fuehlt sich gerauchert. Heute brennt es auch in der Stadt. In der U-Bahn faellt das Atmen schwer. Schweissperlen an den Stirnen. Die Hitze ist unertraeglich.

Polizisten sind im Grunde die Herren ueber die Stadt. An jeder Strassenecke eine Polizeistation. Taeglich eine Polizeipatrouille in Moskaus Wohnbloecken. In der U-Bahn werden die Pendler an der Rolltreppe abgefangen. Zwei Polizisten links, zwei rechts. Kontrolliert wird, wer “nicht-russisch” ausschaut. In erster Linie Kaukasier. Meistens Maenner. So gut wie immer juenger als 30.

Gestern war ich dran. Das liege daran, dass ich wie eine Ukrainerin ausschaue, so der Kommentar meiner oesterreichisch-russischen Bekannten (die grinsend in sicherer Entfernung zuschauen). Die Ukraine ist viel aermer noch als Russland. Und Ukrainerinnen in Moskau meistens Prostituierte. Illegal sowieso. War selten so froh ueber meinen oesterreichischen Pass. Die Willkuer der Polizisten bleibt. Nur Geld hilft – in Moskau das wichtigste.

Oder: Warum man Russland - trotz allem - lieben muss

Ein Mann steigt in die Metro, in seiner Hand ein Sackerl mit geroesteten Sonnenblumenkernen. Er setzt sich auf einen freien Platz. Der Mann neben stoesst ihn mit dem Ellbogen an, deutet mit dem Kinn auf das Sackerl. “Kann ich was habe?” Der Mann leert ihm die Kerne in die offene Hand. Worte nicht notwendig. Kauend sitzen sie nun nebeneinander und spucken die Schalen auf den U-Bahn Boden. Russland pur.

Einkaufen. Ich will zwei Bubliki (mit Mohn bestreutes Gebaeck, dass ein bisschen wie Briochkipferl schmeckt) kaufen. Die Frau reicht mir durch das Verkaufsfenster zwei Kringel. Als sie mitbekommt, dass ich keine Russin bin, gibt sie mir zwei andere. “Die sind besser”, sagt sie und zwinkert. Ofenwarm sind sie. Und die besten Bubliki, die ich je gegessen habe .

Wieder mal Einkaufen (hier zugegebenermassen eines meiner Haupkommunikationsfelder mit Russen): Obst und Gemuese. Die Verkauferin sucht fuer mich die besten Stuecke aus. Schliesslich sei das russische Obst und Gemuese das beste weltweit. Das frischeste sowieso. 50 km von der Datscha zum Miniaturmarkt bei der Metro Station. Qualitaet verpflichtet eben.

...aber morgen wieder Berichte aus den tiefen der russischen Seele....war schliesslich am Wochenende wieder mal abtauchen...

.....da schau an......

PS: nur eine kleine Anmerkung zum Test: habe bei einer (!) Frage dreimal eine andere Antwort angekreuzt und war immer ein anderer charakter...ich weiss, ich weiss, der test is nur SPASS (verdammt, was ist das ?), aber ich musste es einfach wissen (schliesslich glaub ich nix, bevor ich's nicht selbst ausprobiert hab - meine eltern habe ich schon als kind entsprechend abgehaertet - "sitzt am hoechsten baum im schulhof und kommt nicht runter?", "in die garage des nachbarn eingebrochen? - der dietrich funktioniert tatsaechlich!)......und irgendwie stimmt er doch - siehe Sierra und SMI (nach allem was ich von ihm weiss und das ist leider nicht sehr viel...) also ist bei mir sicher auch was wahres dran..(??)

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Ein Nachtrag zu den Nice-Guys: gestern Gelaechter im Dunkeln von Vladimir Nabukov gelesen (in einem Zug: in der Frueh in der U-Bahn angefangen und um 3 in der Nacht fertig, worauf ich so aufgewuehlt war, dass ich sogar nach einer Beruhigungszigarette erst um vier einschlafen konnte).

Schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so gefesselt hat. Nicht allein die Geschichte (ein verheirateter Mann verfaellt einem jungen Maedchen und wird von ihr Schritt fuer Schritt ruiniert – psychisch, privat, finanziell. Es endet in der Katastrophe…..das Buch geht echt an die Grenze des psychisch ertraeglichen, am liebste wuerde man die Kleine zwischendurch ordentlich uebers Knie legen oder den verliebten Narren ins kalte wasser schmeissen, ihn warnen, retten….aber Nabukov fuehrt uns gnadenlos bis ans Ende….).

Auch der Stil ist unglaublich. Was gaeb ich dafuer SO schreiben zu koenne. Er ist virtuos. Spannung von der ersten Seite an. Eine reduzierte Sprache, die es erlaubt, zwischen den Zeilen zu lesen. Szenen von unglaublicher Dynamik, interessante (Erzaehl)perspektiven. Das Buch MUSS man lesen (wie gesagt, es ist aber knallhart, und man maeg bitte keine schluesse auf das weibliche geschlecht im allgemeinen daraus ziehen oder die – in diesem fall schlechten - perspektive von sogenannten nice-guys)! Und sei es nur, um zu wissen, wie man schreiben kann, wenn man schreiben kann……